mojo hand bluesband

Zeitungsartikel "Muddy's Club" Weinheim

Konzert: Mit einem virtuosen Blues-Konzert feiert die Band „mojo hand" zusammen mit begeisterten Fans die Wiedereröffnung von „Muddy's Club"

Der „Blaue Keller" erwacht aus dem Tiefschlaf

Weinheim. „Als wir heute Nachmittag zum Soundcheck in den Keller kamen, war es so richtig ungemütlich und kalt. Man spürte regelrecht, dass Muddy's Club eineinhalb Jahre verwaist war", erzählt Bluessänger Winston Dyer, bekannt als Frontman der ehemaligen Gruppe „Magnolia". Dann überzieht ein breites Lachen sein Gesicht, als er die gut gelaunten Menschen sieht, die voller Erwartung auf die Bühne blicken, wo das Trio „mojo hand" gerade Aufstellung nimmt.

70 Besucher verzeichnet Petra Arnold-Schultz, die am Eingang die 3G-Kontrolle vornimmt. Und das heißt bei diesem ersten Konzert nach der Corona-Pause so viel wie „ausverkauft", denn mehr Zuschauer hatte das Ordnungsamt für den schlauchförmigen Keller nicht zugelassen.

Als Jürgen „Mojo" Schultz mit geschlossenen Augen die ersten Töne von „Blues Ain't Nothing" auf seiner Stratocaster anstimmt, gehen Schreie der Begeisterung durch den „Blauen Keller", so lange haben die Fans ihren Blueskeller vermisst. „Endlich geht es wieder los", betont ein junger Zuschauer, während sein Freund mit geschlossenen Augen, ganz versunken Mojos Gitarren-Solo bei „Well Play The Blues For You" von Albert King lauscht.

Wie so oft beweist der Weinheimer Musiker mit seinem Bluesfeuerwerk der Extraklasse, dass er zu den besten Gitarristen Deutschlands gehört. Mit viel Gespür für verflochtene Klangstrukturen legt er eine Technik an den Tag, wie man sie von Willie Dixon und John Lee Hooker kennt. Dazu setzt er seine raue erdige Stimme wie ein zusätzliches Instrument ein.

Die Post-Corona-Zeit hat auch in „Muddy's Club" begonnen, die Band „Mojo Hand" machte den Anfang.
Bild: PHILIPP REIMER

Seit nunmehr 35 Jahren entwickelt Jürgen Schultz seine musikalischen Ideen mit buthentischem Bluesfeeling vom Trio bis zum Quintett. Schlagzeuger Matthias Huber, der zusammen mit Bassist Konrad Fink die zuverlässige Basis bildet, begleitet „Mojo Hand" schon seit 20 Jahren.

Einer der Höhepunkte des Abends ist sicherlich Mojos stimmungsvolle Interpretation von „Albatros". Für dieses wunderschöne, poetische Stück von Peter Green wechselt er zur Weissenborn-Gitarre, die er horizontal wie eine Zither spielt. Hier gelingt ihm das Kunststück, genau die richtige Balance zu finden und zu bewahren. Gebannt lauschen die Zuschauer diesem besonderen Leckerbissen der Gitarrenkunst.

Mit klaren geschmeidigen Tönen stellt sich nach der Pause der Saxophonist Uli Kammerer vor.

Der gebürtige Weinheimer war eigens für das Konzert aus seiner Wahlheimat Berlin angereist. Passend erklingt dazu das Stück „Way Back Home", wobei Kammerer jenen wunderbar weichen Sound und seine fantasiereichen Phrasierungen zeigt, die besonders seine Balladen kennzeichnen.

Direkt aus dem Delta

Geradewegs aus dem „Monnemer" Mississippi-Delta kommt der Bluessänger Winston Dyer, von allen nur „Wins" genannt, auf die Bühne. Seine Behauptung „Every Day I Have The Blues" nimmt man dem sympathischen Spaßvogel nicht so ganz ab. Mit seiner markanten, rauchigen Stimme und viel Ausdrucksstärke interpretiert er anschließend den Song „Stormy Monday" von den All-man Brothers, ein wunderbar langsamer Blues zum Träumen mit einem Gitarrensolo der Extraklasse. Mojo hat es einfach drauf, mit seinen Emotionen zielsicher die Herzen seiner Zuhörer zu treffen. Mit lautstarken Bravorufen danken ihm die Fans und haben gleich noch einmal die Gelegenheit, ihre Begeisterung zu zeigen.

In dichtem Zusammenspiel mit Bass und Schlagzeug taucht Uli Kammerer mit seinem Saxophon in die unterschiedlichsten Klangwelten ein, dabei gehen lyrische und melodische Passagen ineinander über. Es fehlen nur noch Titel wie „T-Bone Shuttle", „Dock Of The Bay" und „Rocking Chair", um das Publikum vollends zum Ausflippen zu bringen. Nach einer abschließenden Session, zu der sich Clapton-Interpret Sebastian Strodtbeck dazugesellt, geht es schließlich auf der „Route 66" zum Finale.

Zurück Menü Presse